Ihr seid alle in München und hier passieren die Außergewöhnlichsten Dinge, von denen ich Euch viel erzählen könnte.
Letzte Woche ist Gerhard Mayer-Vorfelder gestorben und kurz darauf Heinz Eyrich. Diese Nachricht hat mich nicht unbedingt in tiefe Trauer gestürzt, sondern in die tiefen Erinnerungen aus den Anfängen meiner politischen Karriere. 1961 wurde ich in Furtwangen zum Vorsitzenden der Jungen Union gewählt und 1963 zum Vorsitzenden des CDU Stadtverbandes; zwei Jahre nach meinem Vater Hugo, der von 1945 bis 1961 dieses Amt hatte. Eyrich war Bezirksvorsitzender der Jungen Union. Mayer-Vorfelder diente als persönlicher Referent dem Ministerpräsidenten Hans Filbinger. Später hat er, wie allgemein bekannt, verschiedene Ministerien geleitet.
Die Aufgabe des Vorsitzenden ist es Parteiveranstaltungen zu organisieren und zu leiten. Das habe ich anerkanntermaßen bestens beherrscht. Die beiden Politiker, später dann auch Wolfgang Schäuble waren als ausgezeichnete Redner bekannt. Ich lud sie vor der öffentlichen Versammlung zum Abendessen ein. Dabei lernte man sich auch persönlich kennen. Beim nächsten Bezirksparteitag grüße man sich schon mit Augenaufschlag. Nach dem offiziellen Teil des Tages suchte ich die Nähe der aufstrebenden „Jungen“; bei ein, zwei, vielleicht sogar drei Viertele. Am Schluss, war man mit Mayer-Vorfelder, mit Eyrich, mit Schäuble „per Du“. Das war gar nicht schlecht bei der Suche nach einem Bürgermeisterkandidaten half ein Telefonat im Staatministerium, bei der Gehaltseinstufung der Kanzler der Fachhochschulen war ein Fürsprecher hilfreich, bei der Aufenthaltsgenehmigung eines Ägypters und eines Studienplatzes an der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd lief nach zwei, drei Telefonaten wie „geschmiert“.
Diese und ähnliche Erlebnisse liegen etwa 50 Jahre zurück, sind bei mir aber noch lebendig, vielleicht auch mit ein paar Ausschmückungen, die im Laufe der Zeit hinzugekommen sind. Per Du bin ich nur noch mit Erwin Teufel, der mir, und ich ihm zum Geburtstag (jetzt am 4. September), und zu Weihnachten schreiben oder telefonieren.
Dass ich Euch davon schreibe ergab sich halt gerade so, weil die beiden gestorben sind.
Erika, die das alles miterlebt und mitgemacht hat und ich, wir beide, nehmen an, wie es bei Euch Brauch ist, dass die Feierlichkeiten in München, mit Elmar und Elisabeth, fröhlich mit viel Gesang und vielen gegenseitigen Liebenswürdigkeiten gelungen sind.
Wenn Ihr gut wieder zurückgekehrt seid, werden wir das wohl hier im Forum lesen.
Mit diesen guten Erwartungen hier am Bodensee verharrend
Konrad und Erika